
Nachhaltig robust, aber unter Druck
Die papierverarbeitende Industrie Österreichs blickt auf ein durchwachsenes Jahr 2024 zurück. Während die Branche ihre Innovationskraft und Nachhaltigkeitsleistung unter Beweis stellt, bleibt sie durch hohe Arbeitskosten, einen schwachen Export und zunehmende Bürokratie unter Druck. Im Rahmen einer Pressekonferenz äußerten sich PROPAK-Obmann Georg Dieter Fischer, Obmann Stellvertreter Marko Bill Schuster und PROPAK-Geschäftsführer Martin Widermann zu den Herausforderungen und Chancen der Branche.
PROPAK-Obmann Georg Dieter Fischer: „Nach acht Jahren stehen wir wieder auf dem Produktionsniveau von 2017 – mit den Kosten von 2025.“
Die Kennzahlen 2024 zeigen: Trotz eines leichten Mengenplus sank der Produktionswert um ein Prozent auf 2,73 Milliarden Euro. Besonders deutlich war der Rückgang im Export um -5 Prozent. „Vier von fünf Euro werden im Ausland verdient. Wenn wir im Export weniger erwirtschaften, trifft das unsere Unternehmen mit voller Wucht“, so Fischer.
Marko Bill Schuster, PROPAK-Obmann-Stellvertreter: „Ein Abschluss unter der Inflation darf kein Tabu mehr sein.“
Paradigmenwechsel bei Lohnpolitik gefordert
Ein zentrales Thema der Pressekonferenz war die sinkende Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie – insbesondere durch stark steigende Arbeitskosten. „Zwischen 2021 und 2025 sind die Arbeitskosten in Österreich um 25 Prozent gestiegen, in Deutschland dagegen nur um 14,5 Prozent“, erklärte Marko Bill Schuster, stellvertretender Obmann von PROPAK. Dies setze die exportorientierte Branche massiv unter Druck. „Wenn in Österreich weniger produziert wird, wird auch entsprechend weniger verpackt“, brachte es Schuster auf den Punkt.
„Neue Absatzmärkte können wir nur erschließen, wenn auch die Sozialpartner bereit sind, über Lohnabschlüsse unter der Inflationsrate zu sprechen.“ Auch eine Entlastung bei Abgaben und Sozialkosten sei dringend notwendig. „Ziel muss ein stabiles Gleichgewicht zwischen fairen Einkommen für die Beschäftigten und leistbaren Rahmenbedingungen für die Unternehmen sein,“ so Marko Bill Schuster.
Positiv hebt Schuster die Entwicklung bei den Lehrlingen hervor: „Unsere gezielten Ausbildungs- und Employer Branding-Maßnahmen zahlen sich aus. Die Steigerung bei den Lehrlingen zeigt, wie attraktiv unsere Branche ist.“ PROPAK zählt zu den wenigen Industriebranchen mit einem Plus bei den Lehrlingen im ersten Lehrjahr.
PROPAK-Geschäftsführer Martin Widermann: „Gebrauchte Produkte aus Papier/Karton/Wellpappe sind wertvolle Rohstoffe im Kreislauf.“
Bürokratieabbau als Hoffnungsschimmer
Die wachsende Bürokratie, insbesondere durch europäische Regelungen, bleibt eine zusätzliche Belastung. PROPAK-Geschäftsführer Martin Widermann begrüßt die Entbürokratisierungsinitiativen der EU und verweist auf den sogenannten „Trickle down“-Effekt, bei dem auch kleinere Unternehmen von komplexen Regelungen für Großunternehmen betroffen sind. „Unsere Mitglieder sind durchwegs KMU mit durchschnittlich 100 Beschäftigten. Die Vorschläge zur Entlastung gehen in die richtige Richtung“, so Widermann. Wichtig sei jedoch, dass die Maßnahmen praktikabel bleiben.
Chancen sehen die Branchenvertreter vor allem im Bereich Nachhaltigkeit. „Gebrauchte Produkte aus Papier/Karton/Wellpappe sind keine Abfälle, sondern wertvolle Rohstoffe im Kreislauf. Papierfasern können 25-mal und mehr wiederverwendet werden und stehen für Nachhaltigkeit in Reinform“, sagt PROPAK-Geschäftsführer Martin Widermann. Mit einem Recyclingmaterial-Anteil von durchschnittlich 75 Prozent und einer Recyclingquote von 85 Prozent bei Verpackungen sieht sich die Branche als Kreislaufchampion und Lösung, nicht als Problem.
Ausblick 2025: Kompromisse als Schlüssel
Für das laufende Jahr ist PROPAK-Obmann Georg Dieter Fischer leicht optimistisch. „Obwohl die gesamte Industrie in Europa in das dritte Rezessionsjahr schlittert, gehen die Prognosen unserer Mitgliedsfirmen für 2025 von zumindest einer schwarzen Null aus. Eine neue gemeinsame Herangehensweise mit dem KV-Partner ist aber unerlässlich, um den Standort Österreich nachhaltig zu sichern. Und das wird nicht ohne Kompromisse gehen.“
Die PROPAK-Industrie bleibt also robust, aber der Druck auf den Standort wächst. Nur durch strukturelle Anpassungen, mehr Flexibilität in der Lohnpolitik und einen konsequenten Bürokratieabbau kann die Wettbewerbsfähigkeit langfristig gesichert werden. Nachhaltigkeit bleibt dabei ein zentraler Erfolgsfaktor.
Die gesamte Pressekonferenz können Sie unter diesem Link nachschauen.
Die Presseaussendung finden Sie hier.
Pressefotos in der APA-Fotogalerie.
Fotos: © com_unit/APA/Schedl